Die Diagnose Morbus Parkinson wirft Betroffene und Angehörige sicherlich erst einmal völlig aus der Bahn und bringt körperliche Veränderungen als auch emotionale und zwischenmenschliche Herausforderungen mit sich. Morbus Parkinson ist die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung, die sich durch einen langsam fortschreitenden Verlust von Nervenzellen im Gehirn äußert. Typische Symptome sind Muskelstarre, Ruhetremor, Bewegungsarmut, „unrunde“ Bewegungen, Haltungsinstabilität. Diese Merkmale treffen nicht auf alle Betroffenen zu und entwickeln sich erst im Verlauf der Erkrankung. Dabei kann die Symptomatik mehrerer Erkrankter sehr unterschiedlich sein. Detaillierte und umfassende Informationen zur Erkrankung, Symptomen und Forschungsstand liefern zum Beispiel das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE) oder auch die deutsche Parkinsongesellschaft (dpG). Zum Anlass des heutigen Weltparkinsontags möchten wir uns die Effekte angepasster körperlicher Aktivitäten im Zusammenhang mit der Erkrankung einmal genauer angucken.
Die Behandlung der Erkrankung erfolgt überwiegend medikamentös und wird durch verschiedene physio-, ergo- und logotherapeutische Methoden ergänzt. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage inwieweit auch angepasste körperliche Aktivität und Bewegungsprogramme positive Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf haben können. Nun diese Frage lässt sich mit Blick in die Forschungsliteratur recht einfach beantworten: Körperliche Aktivität insgesamt hat einen günstigen Einfluss auf den Erhalt motorischer Fähigkeiten und der Lebensqualität bei Parkinsonpatienten. Dabei zeigt sich, dass nicht unbedingt eine spezielle Art der Bewegung positive Effekte erzielt, sondern verschiedenste Bewegungsformen wie beispielsweise Aquagymnastik, Tanzen, gezielte Kräftigung, parkinsonspezifische Bewegungsformen, usw. zu einer Verbesserung körperlicher Fähigkeiten und der Lebensqualität führen (vgl. Ernst et al., 2023). Was bedeutet, dass Betroffene, je nach individueller Verfassung und nach Absprache mit dem Arzt, die Bewegungsform wählen können, die am meisten Freude bereitet. Denn nur so bleibt man dran und besucht den gewählten Bewegungskurs gern und regelmäßig. Auch andere Untersuchungen heben die Bedeutung von Bewegung im Zusammenhang mit der Parkinsonerkrankung hervor (vgl. Padilha et al., 2023; Duarte et al., 2023). Dabei wird ebenfalls vor allem auf die positiven Effekte im Bezug auf die Balance, Gangbild und die Lebensqualität hingewiesen. Aber auch auf die Reduktion depressiver Symptome. Eine Publikation aus dem Jahr 2024 geht sogar noch einen Schritt weiter und beschreibt Bewegung und körperliche Aktivität für Parkinsonbetroffene als eine Art „Medizin“ und betont ebenfalls wie wichtig es ist, dass Betroffene in Bewegung bleiben und auch im Alltag körperlich aktiv sind. Da Parkinsonpatienten meist einer erhöhten Sturzgefahr ausgesetzt sind, empfiehlt es sich trotzdem vorrangig spezielle Bewegungsangebote zu nutzen, die auf die Bedürfnisse der Betroffenen abgestimmt sind (vgl. Ernst et al., 2023).
Siel Bleu in Irland hat beispielsweise im Rahmen des EU geförderten Moov&Smile-Projekts ein speziell für Parkinsonpatienten angepasstes Bewegungsprogramm in Zusammenarbeit mit der Nationalen Parkinsongesellschaft (Parkionson´s Ireland) und erfahrenen Therapeuten entwickelt und erprobt. Mit äußerst positivem Feedback und dauerhafter Implementierung in Gruppenform. Auch wir bei Siel Bleu in Deutschland versuchen mit unseren Sturzpräventionsangeboten in Zukunft auch Parkinsonpatienten gezielt unterstützen zu können. Denn angepasste körperliche Aktivität tut gut, ist gesund und erhält bzw. verbessert unsere Körperfunktionen, für weniger Beschwerden im Alltag für ALLE.
„Schenk deiner Gesundheit ein Lächeln durch angepasste körperliche Aktivität“
Ernst M, Folkerts AK, Gollan R, Lieker E, Caro-Valenzuela J, Adams A, Cryns N, Monsef I, Dresen A, Roheger M, Eggers C, Skoetz N, Kalbe E. Physical exercise for people with Parkinson’s disease: a systematic review and network meta-analysis. Cochrane Database Syst Rev. 2023 Jan 5;1(1):CD013856. doi: 10.1002/14651858.CD013856.pub2. Update in: Cochrane Database Syst Rev. 2024 Apr 08;4:CD013856. doi: 10.1002/14651858.CD013856.pub3. PMID: 36602886; PMCID: PMC9815433.
Padilha C, Souza R, Grossl FS, Gauer APM, de Sá CA, Rodrigues-Junior SA. Physical exercise and its effects on people with Parkinson’s disease: Umbrella review. PLoS One. 2023 Nov 2;18(11):e0293826. doi: 10.1371/journal.pone.0293826. PMID: 37917715; PMCID: PMC10621990.
Langeskov-Christensen M, Franzén E, Grøndahl Hvid L, Dalgas U. Exercise as medicine in Parkinson’s disease. J Neurol Neurosurg Psychiatry. 2024 Oct 16;95(11):1077-1088. doi: 10.1136/jnnp-2023-332974. PMID: 38418216.
Duarte JDS, Alcantara WA, Brito JS, Barbosa LCS, Machado IPR, Furtado VKT, Santos-Lobato BLD, Pinto DS, Krejcová LV, Bahia CP. Physical activity based on dance movements as complementary therapy for Parkinson’s disease: Effects on movement, executive functions, depressive symptoms, and quality of life. PLoS One. 2023 Feb 2;18(2):e0281204. doi: 10.1371/journal.pone.0281204. PMID: 36730266; PMCID: PMC9894447.